Schweizerische Offiziergesellschaft der Logistik

Referat: "Die schweizerische Neutralität – staatspolitische Maxime oder sicherheitspolitische Notwendigkeit?"

Dienstag, 07.02.2023 1830

Mannschaftskaserne der Berner Truppen, Seminarraum 010

Es spricht Oberst i Gst (aD) Bruno RÖSLI, Historiker und ausgewiesener Experte für Sicherheitspolitik

Die Neutralität wurde 1815 von den europäischen Grossmächten in deren eigenem Interesse der neugestalteten Eidgenossenschaft in die Wiege gelegt. Die Eidgenossenschaft hatte gar keine Wahl; sie hat die Neutralität aber auf Grund ihrer blutigen Erfahrungen in den napoleonischen Kriegen sicher gerne angenommen. Im nachfolgenden Zeitalter der Nationalismen war die Neutralität von vitalem innenpolitischem und sicherheitspolitischem Interesse. 1871, 1914 und 1940 zerfleischten sich ja unsere Nachbarn, die je zur gleichen Kultur wie unsere zwei grössten Bevölkerungsgruppen gehören. Die Neutralität hat uns damals wohl vor einer Selbstzerfleischung gerettet. Mit der völkerrechtlichen Ächtung von Angriffskriegen und dem deutsch-französischen Ausgleich seit 1945 bekam die Neutralität der Schweiz während des kalten Krieges eine ganz andere Rolle. Seit dem 24.02.2022 reagieren unsere Partner, mit denen wir auch militärisch mehr kooperieren wollen, mit offenem Unverständnis auf unsere Neutralität, wir geraten in zunehmenden Erklärungsnotstand. Ein verbrecherisches diktatorisches Regime hat einen Krieg in Europa entfesselt. Dieser Krieg richtet sich gegen den "Westen", zu dem wir gehören, gegen unsere Werte und gegen alles, was uns als demokratischem Kleinstaat und Wiege der humanitären Tradition und des Völkerrechts am Herzen liegt. Falls die Ukraine fällt, kommt als nächstes wohl das Baltikum dran. Der Überlebenskampf der Ukraine wird von unserem Umfeld unterstützt. Wir können als neutraler Staat dabei nur beschränkt mithelfen.

Details siehe Einladung

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